Selten steht die Malertruppe des Werkhof so im Rampenlicht wie aktuell: Im Auftrag der Hagener Straßenbahn AG (HST) streichen sie im ganzen Stadtgebiet die Bushaltestellen neu an, zumindest die mit einer so genannten „Wartehalle“, also einem Witterungsschutz, landläufig auch Haltestellenhäuschen genannt. Davon gibt es immerhin 512 Stück entlang der von Bussen der HST befahrenen Routen. Die meisten dieser Wartehallen sind aus Stahl und Glas, einige wenige aber sind aus Beton und/oder Mauerwerk. Diesen widmen unsere Maler das besondere Augenmerk. Denn hier arbeiten sie eng mit dem Künstler Dimitri Wall zusammen. Er gestaltet diese insgesamt acht „Betonhaltestellen“, sie sich im ganzen Stadtgebiet finden, mit besonderen, jeweils individuellen Motiven. Und die Werkhof-Maler bereiten ihm dafür gewissermaßen die Leinwand.

Dimitri Wall ist dem Werkhof bereits seit langen verbunden. „Ich bin seit 2010 dabei“, erzählt der aus Iserlohn stammende Künstler. Begonnen hat er mit der Gestaltung von Möbeln, später kamen auch Wandmotive in verschiedenen Räumen des Werkhofs dazu. Bekannt ist beispielsweise die Mickey-Maus in der Kantine oder die Simpsons im Bürotrakt auf der 1. Etage. Überhaupt arbeitet Wall gerne mit Comic-Figuren, die er auch schon mal ganz „unauffällig“ in klassische Gemälde mogelt, manchmal mit einer Botschaft, oft humorvoll, aber auch surreal und überraschend. Bei den Motiven für die Bushaltestellen lässt er sich von der Örtlichkeit inspirieren. Dabei geht es ihm und seinen Auftraggebern nicht nur ums „Aufhübschen“. „Die Motive sollen das jeweilige Lebensgefühl der Umgebung aufnehmen und spiegeln“, sagt Dimitri Wall. „Die Leute sollen das Gefühl haben, dass es ihre Haltestelle ist, sich damit identifizieren können.“ Dabei hat er durchaus auch die „Konkurrenz“ durch Sprayer im Sinn: „Wer etwas schön oder cool findet, übermalt es nicht. Es wäre außerdem respektlos, das Werk eines anderen Graffiti-Künstlers zu zerstören.“ In der Tat hatte die HST in der Vergangenheit an den acht Betonhaltestellen immer wieder mit unrechtmäßigen Graffiti-Besprühungen zu kämpfen. Dimitri Wall und die HST setzen auf den Ehrenkodex in der Szene und hoffen, dass die Motive lange erhalten bleiben.

Das hoffen auch Mandy Baltzer, Malermeisterin und Chefin der Werkhof-Maler, und Daniela Faß, die für die Koordination der Arbeiten zuständig ist. Beide sind sie stolz auf die Leistung ihrer Mitarbeitenden, zu denen regelmäßig auch Auszubildende und Umschüler gehören. „Vieles was wir für die Stadt Hagen oder die HVG tun, bleibt ja eher unsichtbar für die Öffentlichkeit“, sagt Mandy Baltzer. „Hier aber konnten wir auch den Menschen in Hagen zeigen, was wir für die Allgemeinheit leisten und leisten können.“ Die Werkhof-Maler stehen dabei in einer langen Tradition. Neben den Schreinern gehören sie zu den Gewerken, die vor 40 Jahren im Zentrum der Gründung des Werkhof standen. Die Instandsetzung der Schlossbrauerei-Ruine in Hohenlimburg und ihre Verwandlung in ein denkmalgeschütztes Kulturzentrum war das erste Projekt, dem viele weitere im Stadtgebiet folgten. Immer wurde dabei ausgebildet, um der hohen Jugendarbeitslosigkeit in der 2. Hälfte der 1980-er Jahre vor Ort entgegenzuwirken. Aktuell übernehmen die Werkhof-Maler zum Bespiel die Herrichtung und Instandhaltung städtischer Gebäude oder Renovierungsarbeiten nach Wohnungsauflösungen.

Die vier von der Bushaltestelle: Dimitri, Marvin, Markus und Sandra haben sich nicht nur um die Gestaltung des Wartebereichs in Wehringhausen gekümmert. Insgesamt acht Haltestellen im Stadtgebiet werden auf diese Weise verschönert.

Posieren ist eigentlich gar nicht sein Ding: Dimitri Wall ist ein eher zurückhaltender Mensch. Für unser Foto machte er aber eine Ausnahme.

Auch dieses Wandgemälde im Bistro des Werkhofs Hagen stammt von Dimitri Wall. Wenn Micky Maus „serviert“, schmeckt natürlich alles noch viel besser.