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24.07.2020

Eine Entscheidung für die Heimat: Deal zwischen Stadt und Wippermann-Erben erfolgreich

Sarah Lorencic

Halver – Die beliebteste Fläche der Stadt Halver gehört jetzt auch der Stadt. Der Hauptausschuss hat den Kaufvertrag einstimmig genehmigt. Bisher war das Areal in den Händen der Erben Petra und Axel Wippermann. Die Geschwister sind zufrieden und sind gespannt auf die Umsetzung der Konzepte, die die Stadt 

Der Sekt stand schon bereit, aber die Flasche war noch nicht geöffnet. Der Mittwochabend war spannend. Die Geschwister Petra und Axel Wippermann saßen abends zusammen und warteten auf eine Nachricht aus dem Hauptausschuss, der in einer Sondersitzung tagte. Im nicht-öffentlichen Teil ging es um den Kauf des Wippermann-Geländes. Dem Kauf musste zugestimmt werden. Und die Entscheidung: einstimmig – so viel wird verraten. Der Korken knallte.

Die Geschwister erbten vor 15 Jahren das Wippermann-Gelände. Das Erbe ist Petra und Axel Wippermann wichtig, sagen sie. Die Bedeutung familienhistorisch und auch mit Blick auf die Geschichte Halvers immens. Fakt ist aber auch, sagt Axel Wippermann: „Es war ein Klotz am Bein.“ Alte Immobilien machten Arbeit und seien kostenintensiv. Dass Potenzial in der Fläche für die Heimat, die Axel Wippermann 1977 verließ, liegt, wusste er. Aber da er selber kein Projekt habe, konnte er nur hoffen, dass sich andere finden. Schwer sei das im Prinzip nicht gewesen, sagt Wippermann und bezieht sich auf Investoren wie Lidl. Aber so etwas wollten er und seine Schwester umgehen. „Uns war es wichtig, dass das Gelände in gute Hände kommt“, sagt der 61-jährige Kunsthistoriker. Auch der Werkhof sollte erhalten bleiben. „Darauf wäre unser Vater stolz gewesen“, sagt er und bezieht sich auf die Ordnung im Geschäft. Viele Ideen fanden die Geschwister alles andere als gut. Etwa die Verlängerung der Thomasstraße übers Werkhofgelände und die Entstehung eines Kreisverkehrs dort, wo jetzt der Werkhof steht. Im Grunde wollten sie keinen Vorschlag annehmen, der einen Abriss von Gebäuden bedeutet hätte.

Für die Erben Petra und Axel Wippermann war das Gelände „ein Klotz am Bein“. Jetzt sind sie froh, dass es in gute Hände kommt. Die Entwicklung wollen sie verfolgen.

Jetzt sind die Geschwister zufrieden und glücklich. Mit dem Verkauf an die Stadt Halver hätten sie gute Hände gefunden, die etwas aus dem Gelände machen, was für Halver eine Weiterentwicklung bedeute. Eine Win-win-Situation nannte es Werner Lemmert (UWG) bei einem Treffen der vier Fraktionen UWG, FDP, CDU und Grüne mit den Geschwistern. Mit dem Kauf sei die Stadt noch lange nicht am Ziel, aber ein wichtiges Etappenziel wurde erreicht. „Die Schublade ist voller Ideen“, sagt Sabine Wallmann (UWG) und sprach für alle, als sie sagte, man freue sich, dass es jetzt richtig losgehe. Es gab in den vergangenen Jahren nicht nur zwischen Sabine Wallmann und Matthias Clever (Grüne) Gespräche mit der Südwestfalenagentur, auch jetzt laufen im Hintergrund Planungen bei Matthias Clever, der als federführender Projektplaner bereits ein Konzept entwickelt hatte. Neben Kreativquartier, Gründerzentrum und Wohnraum solle auch Kunst und Kultur angesiedelt werden. So gibt es die Idee, in Anlehnung an die alte Schnaps-Brennerei der Familie Wippermann, einen Gastrobereich „in einer außergewöhnlichen Atmosphäre“ zu errichten, wie es im Konzept heißt. Auch Konzerte und Ausstellungen sollen auf dem Wippermann-Areal stattfinden. „Der Werkhof als Herz bleibt“, sagt Matthias Clever. Welche Ideen am Ende umgesetzt werden, obliegt der Politik. Ziel sei es, die Stadt in die Zukunft zu führen, formulierte Sabine Wallmann. Für die Pläne, die bei der Regionale 2025 bereits eingereicht wurden, hätte es auch Alternativen gegeben, sagte sie. „Aber es gibt eben Alternativen, die keine Alternativen sind.“

Vertragsverhandlungen und Konzeptideen werden gelobt

Dass die Verhandlungen zwischen der Stadt und den Geschwistern erfolgreich abgeschlossen werden konnten, habe man auch dem Kämmerer Markus Tempelmann, der von den Fraktionen dazu beauftragt wurde, zu verdanken. Tempelmann wiederum sagte, es sei nicht nur eine Verhandlungssache, sondern auch abhängig von den Ideen von Matthias Clever und Sabine Wallmann gewesen. Insgesamt sei es ein Beispiel für eine gute Gemeinschaftsarbeit. Die vier Fraktionen UWG, CDU, GRÜNE und FDP sehen auch einen politischen Erfolg. Die SPD war mit keinem Vertreter bei dem Treffen anwesend. Dass das Projekt schwierig werde, hätten die Politiker geahnt, hätten aber die Hoffnung nicht aufgegeben. „Jetzt hat es die Stadt“, sagte Sascha Gerhardt (FDP). Wie schnell es weitergeht, hängt auch von den Förderungen ab. Kämmerer Markus Tempelmann sagte aber, man müsse nicht mit allem warten, sondern mit einem Leuchtturmprojekt auch vorangehen. Wie es mit dem Gelände weitergeht, werden die Wippermann-Geschwister verfolgen. Es wird spannend, so viel sei klar.

Entscheidung für die Heimat getroffen

Fürs Erste fahren sie wieder zurück nach Hause. Für Axel Wippermann und seinen Mann Hans Kremer geht es nach Berlin und für Petra Wippermann nach Aachen. Sie kommen immer wieder, sagen sie. „Wenn ich nach Halver fahre, sage ich immer, ich fahre in meine Heimat.“ Und für ihre Heimat haben sie, sind sie sicher, die beste Entscheidung getroffen.

Autor

Florian Hesse

Florian Hesse

aa@mzv.net