Kooperationen zwischen dem Werkhof und den Kulturschaffenden in der Stadt haben Tradition. Besonders die im Werkhof angesiedelte Jugendwerkstatt pflegt seit langem einen intensiven Kontakt mit den städtischen Bühnen, im Speziellen mit dem Kinder- und Jugendtheater Lutz am Theater Hagen. Der Werkhof übernimmt in diesen Kooperationen zum einen die sozialpädagogische Betreuung der teilnehmenden Jugendlichen in Gestalt von Stefanie Leosz, Leiterin der Jugendwerkstatt, sowie zum anderen die Federführung für den handwerklichen Part: Die Jugendlichen realisieren unter Anleitung von Schreinermeister Holger Peetz die Requisiten für die Aktionen außerhalb des Theaters, und aus dem Näh- und Handarbeitsprojekt Patchwerk unter der Leitung von Petra Oeffner kommen je nach Bedarf Accessoires und andere textile Objekte hinzu. Aufsehen erregten so in der Vergangenheit unter anderem das theatherpädagogische Projekt „Animal Farm“, bei dem die Teilnehmenden selbst im Theater auf der Bühne standen und ihre Kostüme genäht haben. Ein weiteres Projekt war das hölzerne, begehbare „Labyrinth“ auf dem Wilhelmsplatz in Wehringhausen, angelehnt an die Geschichte von Ikarus und Daedalus.
Seit Anfang August 2023 und noch bis Ende September dieses Jahres läuft nun ein weiteres Projekt mit dem Titel „Santa Luzia – ein Theaterschiff für Hagen“. Bei dieser theaterpädagogischen Aktion steht alles unter dem Motto „Stürmische Zeiten“, so wie auch die diesjährige Spielzeit des Theater Lutz. Die zentrale Produktion am 9. und 10. September wird im Rahmen eines Abschlussfestivals zu sehen sein. Der Ort wird noch bekannt gegeben.
Ziel des Projektes ist es, Kunst und Kultur auf die Straße zu den Kindern und jungen Menschen zu bringen. Vier Partner kooperieren dabei: Das Theater Lutz hat das Projekt initiiert und übernimmt mit Sabine Kreiter und Anne Schröder die künstlerische Leitung sowie die Dramaturgie. Der Verein „Kunst vor Ort“ unterstützt die Events mit pädagogischer Betreuung der jungen Besucher, während das Kultopia mit einem Projekt von Ghandi Cahine den musikalischen Rahmen beisteuert. Und aus der Werkhof-Schreinerei stammt die „Santa Luzia“ selbst, die zentrale Requisite des Theaterprojekts. Die Holzkonstruktion in Form eines Schiffes wurde von Holger Peetz entworfen und dient als Kulisse für die von den Jugendlichen begleiteten Stücke, in denen passend dazu Metaphern wie „Segel setzen“, „im Wind treiben“ oder „das Ruder nicht aus der Hand geben“ aufgegriffen werden. Bei der Anfertigung legten die Jugendlichen eifrig mit Hand an, wobei es Holger Peetz besonders darauf ankam, dass sie möglichst viele Techniken des Handwerks kennenlernen. Die „Santa Luzia“ besteht übrigens komplett aus recycelten Materialien. Das Patchwerk, sozusagen die „Nähstube“ im Werkhof, fertigte für die Beteiligten „Schwimmwesten“ an, die als Erkennungszeichen dienten.
„Letztes Jahr haben wir die Aktion mit Jugendlichen der internationalen Förderklasse des Käthe-Kollwitz-Berufskollegs durchgeführt“, erläutert Stefanie Leosz. Vier Events auf dem Wilhelmsplatz, im Spiel- und Sportpark Haspe, auf der Springe und dem Hohenlimburger Weihnachtsmarkt lockten viele Kinder und Jugendliche an. „In diesem Jahr übernimmt die internationale Förderklasse C des Cuno-Berufskollegs“, so Stefanie Leosz. „Das erste Event findet am 9. März auf dem Marktplatz in Altenhagen statt.“ Bis dahin wird die „Santa Luzia“ überarbeitet, um mehr Raum für freies Spiel zu geben. So sollen sich auch die Jugendlichen, die in der Werkhof-Kantine an die Zubereitung von Speisen herangeführt werden, in dem Projekt als „Kombüsen-Crew“ wiederfinden. Das Schiff wird dafür unter anderem etwas verbreitert und erhält einen zweiten, höheren Mast. „Das Projekt entwickelt sich von Event zu Event weiter“, sagt Stefanie Leosz. „Es ist ein lebendiges Ding.“
Stefanie Leosz leitet seit 2019 die Jugendwerkstatt im Werkhof Hagen.
Das Konzept der Jugendwerkstatt im Werkhof umfasst ein niedrigschwelliges praxisnahes Angebot der Jugendhilfe, dass sich in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) vor allem an Schüler mit Förderbedarf richtet. Es besteht aus den Elementen werkpädagogische Anleitung und sozialpädagogische Betreuung. Der zeitliche Rahmen wird mit den Schulen individuell abgestimmt und vereinbart. Er beträgt zwischen einem und fünf Tagen pro Woche über bis zu einem Jahr lang. Mehr Informationen finden Sie hier: werkhof-hagen.de/jugendwerkstatt
Theaterpädagogin Elisabeth Emmanouil-Mass mit der „Santa Luzia“ 2023 im Spiel- und Sportpark Haspe. Als Clown ausstaffiert im Hintergrund steht Anja Schöne. Sie ist seit der Spielzeit 2016/2017 Leiterin des Lutz Hagen.
Im Sommer 2023 ankerte die „Santa Luzia“ auch auf dem Wilhelmsplatz.
Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht: Hier konnten die jungen Besucher der „Santa Luzia“ ihre Ideen für ein Logo hinterlassen.
Zum Projekt gehören immer auch Ausflüge der beteiligten Jugendlichen, bei denen Theaterluft geschnuppert wird. Wie funktioniert Theater? Woher kommen die Kostüme, Requisiten und Bühnenbilder? Manch einer entdeckt dabei das „Phantom der Oper“ in sich.
Anne Schröder (am Ruder) und Anja Schöne (Bild links vorn) begutachten hier im Werkhof die von Schreinermeister Holger Peetz und seinen Kollegen frisch gebaute „Santa Luzia“. Die Bilder entstanden 2023.